Schulklima

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung”

(Martin Buber)

Zu den hervorstechenden Merkmalen einer guten Schule gehören auch Beziehung und Atmosphäre. Viele Eltern, Schüler und Außenstehende nennen in erster Linie ein angenehmes Schulklima und reges Schulleben als besonders positive Faktoren, die unsere Schule prägen.

Schulleben bedeutet für uns die Einbeziehung von Schülern, Lehrern und Eltern in den Schulalltag. Eltern arbeiten in fast allen Gremien der Schule verantwortlich mit (Schulgemeinderat, Schulwerk St. Benno e. V., Elternrat, Fachschaftskonferenzen, Klassenkonferenzen). Neben diesen institutionalisierten Treffen begegnen sich Elternvertreter, Lehrervertreter, Schülervertreter und Schulleitung häufig auf eher informeller Ebene. Der unmittelbare Kontakt mit den Eltern unserer Schüler ist uns sehr wichtig. Im gemeinsamen Ringen um Erziehungsfragen sind die zielgerichtete Beratung und der gegenseitige Austausch ein substantieller Aspekt unserer Elternarbeit. Das in regelmäßigen Abständen stattfindende Elternkolleg bietet Themen aus dem schulischen und pädagogischen Alltag an, um den Eltern wesentliche Impulse und Hilfen bei der Erziehung zu geben.

Daneben kommt es auch zum Miteinander der Schulgemeinde im musischen und sportlichen Bereich (Kammerchor, Orchester und Big Band sowie gemeinsame wöchentliche Sportveranstaltungen). Die Schulgemeinschaft findet aber auch zu gemeinsamen Aktionen als Reaktion auf politische und gesellschaftliche Herausforderungen zusammen ("Rettung" der Schule und betroffener Familien bei der Flutkatastrophe 2002; 11. September 2001; Irakkrieg). Besonders wichtig für uns ist die gemeinsame Gestaltung von Gottesdiensten. Nicht nur in diesem Zusammenhang ist die Stelle des Schulseelsorgers zu erwähnen, der die spirituelle Begleitung der Schüler und Kollegen innehat, geistliche Impulse setzt und als angesehene Vertrauensperson wirkt.

Begleitung und Unterstützung erfahren wir durch Evaluation von außerschulischer Seite. Der Erziehungswissenschaftler der TU Dresden Prof. Dr. Wolfgang Melzer erfasste 1998 Daten zum St. Benno-Gymnasium (Klassenstufen 6, 8, 10, 11 und Lehrerkollegium) im Rahmen einer empirischen Untersuchung zum Themenbereich "Soziale Probleme und soziale Verantwortung an Schulen"[1]. Dabei wurden Schulkultur und –qualität, Sozialverhalten der Schülerinnen und Schüler und Formen der Gewalt in der Schule untersucht. Ausnahmslos in allen Fragekategorien lag unsere Schule über dem Landesdurchschnitt; in vielen Fällen weit darüber. Ganz besonders auffallend sind die hohe Schulfreude der Schülerinnen und Schüler sowie das von den Jugendlichen positiv bewertete Lehrer-Schüler-Verhältnis. Das Gefühl der inneren Zufriedenheit und Geborgenheit begründet sich mit dem Erleben, dass jeder Einzelne geachtet wird und seine Ideen und sein Mittun Voraussetzung für die erfolgreiche Gestaltung des Schullebens sind. Die Fortführung dieser Kooperation führte zur Beteiligung am Netzwerk "Gesundheitsfördernde Schule", dem wir seit 2004 angehören.

Unser Schulleben beinhaltet zahlreiche Höhepunkte, die die breite Entfaltung der Schülerpersönlichkeit fördern. Neben den großen Schulkonzerten vor Weihnachten und im Sommer finden regelmäßig Kammermusikabende und kleinere Veranstaltungen statt. Sehr große Erfolge feierte die Theater-AG mit ihren anspruchsvollen Inszenierungen: "Lysistrate" (2005), "Die chinesische Mauer" (2004), "Ein Sommernachtstraum (2003)", "Draußen vor der Tür" (2002) oder "Ein Engel kommt nach Babylon" (2001). Aus dem Unterricht im Darstellenden Spiel heraus entstehen regelmäßig weitere Theateraufführungen. Im gesamten Schulhaus sind Kunstwerke unserer Schüler zu sehen. In Vernissagen zeigen sie, was im Kunst- und Werkunterricht entstanden ist. Fester Bestandteil des Schuljahresablaufes sind Feste und Basare. Beispielsweise organisieren die Schüler für die Bewohner im Umfeld der Schule unter Federführung der SMV eine Anwohnerweihnachtsfeier. Eingenommene Spenden werden grundsätzlich für unsere Patenschaftsprojekte verwendet.

Schul- und Klassengottesdienste sind immanente Bestandteile eines jeden Schuljahres. Täglich finden kurze Morgenbesinnungen statt. Die religiösen Erfahrungen werden an "Besinnungstagen" (in den 10. Klassen vor Ostern, in der Jahrgangsstufe 12 nach den Abiturprüfungen) vertieft. Eine 6. Klasse geht jedes Jahr auf Wallfahrt ins Kloster Helfta. Im "Komm-und-Sieh-Kurs" der Jahrgangsstufe 11 können die Jugendlichen an Exerzitien im Alltag teilnehmen und danach ihre Religiosität in Assisi vertiefen. Auf Meditationstagen und Exerzitienfahrten bietet sich auch für Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, ihre Spiritualität zu intensivieren und sich auf die ganze Dimension des Seins zu besinnen. Damit schaffen wir offene Räume für Auseinandersetzungen und persönliche Erfahrungen.
Bei allen religiösen Veranstaltungen oder Feiern ist uns besonders wichtig: Religiösem Leben muss zutiefst das Prinzip der Freiheit innewohnen. Nur dann ist religiöse Sozialisation eine menschenwürdige und unterscheidet sich wesentlich von fundamentalistischen Überzeugungsversuchen.

Die Schule ist für die Schüler ein wichtiger Lebensort. Viele sind bis spät in die Nachmittagsstunden in der Schule. Sie können aus mittlerweile vier Angeboten ihr Mittagessen auswählen und in der schuleigenen Mensa einnehmen. Ein umfangreiches Angebot von nahezu 40 Arbeitsgemeinschaften ermöglicht es ihnen, dass sie ihren individuellen Neigungen sinnvoll nachgehen können (s. Anlage). "Benno-TV" und das Schülerradio "BOA" berichten regelmäßig über die zahlreichen Höhepunkte im Schulleben. Als besondere Auszeichnung durfte Benno-TV als eines der wenigen akkreditierten Fernsehteams Papst Benedikt XVI. auf dem Weltjugendtag 2005 begleiten und aus seiner unmittelbaren Nähe exklusiv berichten. In der Folge wurde von den Schülerredakteuren eine Weltjugendtags-DVD produziert.

Eltern engagieren sich in Projekten, um das Lesen zu fördern. Sie wählen Literatur aus und lesen in Klassen gemeinsam mit älteren Schülern vor. Für die unteren Klassen findet jährlich ein Vorlesewettbewerb statt. Die Lese-, Leih- und Präsenzbibliothek und die Informatikräume entwickelten sich zu wichtigen Lernorten. In der unterrichtsfreien Zeit nutzen viele Schüler diese Angebote; im Unterricht werden beide Lernräume zusätzlich für die selbstständige Arbeit der Schüler genutzt.

Die Kolleginnen und Kollegen übernehmen regelmäßig Verantwortung für die Ausbildung von Referendaren (jedes Jahr 2-4). Außerdem hospitieren im Laufe eines Schuljahres 20-25 Praktikanten über einen Zeitraum von vier Wochen im Unterricht und nehmen am Schulleben teil. Die TU Dresden führt in mehreren Fächern die schulpraktischen Übungen für Lehramtsstudenten an unserer Schule durch. Wiederholt waren und sind Kolleginnen und Kollegen als Fachleiter am Seminar für die Ausbildung von Gymnasiallehrern verantwortlich tätig. Einige Kollegen wirken als Multiplikatoren nach außen hin, halten Vorträge und Seminare, insbesondere über die neuen Lehrpläne in Sachsen und deren Implementierung, an denen sie konzeptionell mitgearbeitet haben, über schulinterne Fortbildungen (u.a. Gesprächsführungsseminare) sowie unser pädagogisches Konzept und dessen konkrete Umsetzung.[2]

Konkreteren Einblick in das vielfältige Schulleben geben unsere Schulzeitung "Bennovum", das regelmäßig im Sommer erscheinende Jahrbuch sowie der vor Weihnachten erhältliche Kunstkalender (s. Anlage).

Einzelnachweise

[1] Melzer, Wolfgang: Soziale Probleme und Verantwortung an Schulen. In: Jahresbericht St. Benno-Gymnasium 1998/99, S. 12-23. Vgl.: "Gewalt als soziales Problem in Schulen – die Dresdner Studie: Untersuchungsergeb-nisse und Präventionsstrategien", hrsg. von Forschungsgruppe Schulevaluation. Opladen: Leske + Budrich, 1998.

[2] Vgl. Leide, Jürgen: "Mut zur Erziehung – Orientierung und Perspektiven". Hrsg. v. Vorstand des Evangelischen Arbeitskreises der CDU Sachsen, 2003 (s. Anlage). Dieser Vortrag zeigt, wie wir "Persönlichkeitsbildung" als große Leitlinie unserer Schule unter Aspekten wie Ich-Fähigkeit, Du-Fähigkeit und Werte-Fähigkeit reflektieren und in der alltäglichen Praxis konkret umsetzen. Pädagogische Projekte wie Compassion, Pädagogische Konferenzen, Komm und sieh-Kurs, Erlebnispädagogik, Klassenrat werden im Detail vorgestellt.