Fachschaftsausflug 2013

Alter und Neuer Bergbau - Revierwasserlaufanstalten

Der 30.5.2013, der Tag als es dann doch noch regnete...

 dabei war Wasser sowieso das zentrale Thema unserer fachübergreifenden Fortbildung an Fronleichnam 2013! REVIERWASSERLAUFANSTALTEN – über diesen Begriff sind wir bei der Vorbereitung dieser Exkursion zuerst gestolpert. Es handelt sich um ein seit dem 16. Jahrhundert für den Freiberger Silberbergbau geschaffenes System von Wasserfließwegen und Wasserspeichern zur Versorgung der Freiberger Bergwerke, Aufbereitungsanlagen und Hüttenwerke mit Wasserenergie. Als Energieträger wurde das Wasser von erzgebirgischen Flüssen und Bächen zu den zahlreichen Montanbetrieben geleitet.
Als Fließwege wurden "Kunstgräben" (Wassergräben, gegen Verdunstung mit Brettern abgedeckte Gräben) sowie "Röschen" (Wassertunnel) von den Bergleuten hergestellt. Als Wasserreserve wurden in die Fließwege "Kunstteiche" (kleine Talsperren) zwischengeschaltet.
Das Wasser diente vom 16. bis 19. Jahrhundert als Aufschlagwasser zum Antrieb von Wasserkraftmaschinen, die dann durch Dampfmaschinen abgelöst wurden. Das Aufschlagwasser wurde oft kaskadenartig zu mehreren untertägig installierten Maschinen geleitet. Über den tiefsten Stollen musste das Wasser wieder an die Tagesoberfläche abgeführt werden, z.B. in die Freiberger Mulde (Fürstenstolln) oder in die Triebisch (Elbe, Rothschönberger Stolln → Die Schreibweise"Stolln" statt "Stollen" ist für Eigennamen in Freiberg üblich. (vgl. Linksammlung: Herbert Pforr/1. → am Ende des Textes)

01 Schautafel am Berthelsdorfer Hüttenteich zu den Revierwasserlaufanstalten

In Vorbereitung und Durchführung der Exkursion/Fortbildung, die wie immer interdisziplinär angelegt war, stand uns Bergingenieur Herr Dr. Pforr mit Rat und Tat zur Seite. Herr Dr. Pforr war nach seinem Studium an der Bergakademie Freiberg in den 1950ern, lange Jahre an der Akademie der Wissenschaften in Berlin und an der TU Freiberg unter anderem für das Besucherbergwerk Schacht Alte Elisabeth und Schacht Reiche Zeche in Freiberg zuständig. Neben dieser Tätigkeit machte sich Herr Dr. Pforr einen Namen als Historiker der Stadt Freiberg und publizierte auf vielfältige Weise (vgl. Linksammlung: Herbert Pforr/1. oder in unserer Bibliothek: Pforr, Herbert: Freiberg - Stadt auf silbernem Boden. ISBN_978-3-95400-016-6).

Im „Werner-Bau“ der TU Bergakademie Freiberg gab es früh am Morgen durch Hernn Dr. Pforr eine Einführung in unseren Exkursionsgegenstand. Wir hatten uns nämlich folgenden Plan zurechtgelegt:
9:00 Treff in Freiberg: Parkplatz Jacobikirche  -->  TU Freiberg
          --> Berthelsdorfer Hüttenteich: Begrüßung + Einführung Dr. Pforr und Beschert Glück – Halde
10:00 Besichtigung Museum Drei Brüder Schacht (Erläuterung Dr. Pforr)
11:30 Halsbach
12:30 Stollenmundlöcher Roter Graben an der Tuttendorfer-Conradsdorfer Brücke (Grabentour)
14:00 Reinsberg 4. Lichtloch: Besichtigung + Führung

 
(aus: Pforr, H.: Freiberg – Stadt auf silbernem Boden. Sutton Verlag, 2012, S. 127, vgl. Bibliothek des St. Benno-Gymnasiums, ISBN_978-3-95400-016-6)

Herr Leistner führte uns durch die museal erschlossenen Anlagen des Drei-Brüder-Schachtes,
der von 1914 bis 1973 als Kavernenkraftwerk genutzt wurde.


03 Drei-Brüder-Schacht

04 Schaltanlage

Die Originalmaschinen der Firma Siemens sind noch heute einsatzbereit. Allerdings haben sie nur noch musealen Wert, da sie wahrscheinlich keine neue Betriebsgenehmigung erhalten werden, wenn im Jahre 2014 der Schacht teilweise saniert werden soll, um einen direkten Zugang zum Rothschönberger Stollen zu erhalten. Der Unterhalt der Revierwasserlaufanstalten ist auch heute noch dringend geboten, um die Sicherheit der Stollensysteme und den Abtransport von Wasser zu gewährleisten. Der Drei-Brüder-Schacht bietet eine Vielzahl von Anschauungsmaterial und Möglichkeiten für die Durchführung von Exkursionen und Projekttagen. Z.B. kann das interessierte Publikum einen Blick in den beeindruckenden Schacht werfen:

05 Schacht-Drei-Brüder

Nach dem Mittagessen fuhren wir in das nördlich von Freiberg gelegene Reinsberg. Das Huthaus (von „behüten“, aufbewahren der Ausrüstung, Werkzeuge) des 4. Lichtlochs wurde uns von Herrn Dr. Köhler vom Freundeskreis des 4. Lichtlochs gezeigt.

06 Huthaus-4-Lichtloch

07 Hr. Dr. Köhler und Hr. Dr. Pforr

Die Ausstellungsräume zur bergmännischen Tätigkeit, die dazu gehörigen Gebäude und unterirdischen Anlagen sind sehr sehenswert. Ein Besuch lohnt sich auch deshalb, weil man während einer Führung sehr anschaulich die Lebens- und Arbeitswelt, die technischen Schwierigkeiten die es beim Bergbau zu überwinden galt und den historischen Kontext, in dem diese Arbeiten ausgeführt wurden sehr intensiv erfahren kann. Für Schulklassen aber auch Familien, die mal einen Tagesausflug in´s Freiberger Revier unternehmen wollen, sind diese Anlagen wärmstens empfohlen.

... als es dann doch noch regnete waren wir am Mundloch des Fürstenstollns im Tal der Freiberger Mulde unweit der Tuttendorf-Conradsdorfer Brücke. Hier verläuft auch der Kunstgraben "Roter Graben".
Der Fürstenstolln war vom 14. bis 19. Jahrhundert der wichtigste Stollen zur Abführung von Grundwasser und Aufschlagwasser. Ab 1877 wurde der 130 Meter tiefer verlaufende Rothschönberger Stolln in Betrieb genommen,dessen Gesamtlänge 50 km beträgt. Er erlebt zur Zeit eine Renaissance durch geothermische Nutzung des dort fließenden Grundwassers. Ab 2014 sollen alle Gebäude des Freiberger Kreiskrankenhauses durch Geothermie beheizt bzw. klimatisiert werden.

08 Hinweistafel-Fürstenstolln 09 Mundloch-Fürstenstollen

Dr. Herbert Pforr und Jan Bockhacker

Linksammlung:

auf youtube

1. Rothschönberg Stollen: Film UNI Freiberg Film 1995 (5:06min)
http://www.youtube.com/watch?v=TUE64cO0efo, 2013-05-20; 14:05 Uhr
2. RWA - Die Revierwasserlaufanstalt Freiberg: Film Landestalsperrenverwaltung (14:58min)
http://www.youtube.com/watch?v=cmiYuuqG1kI
Kurzversion (5:34min) http://www.youtube.com/watch?v=aLRLYEHvo0s, 2013-05-20; 14:20 Uhr

Dr. Herbert Pforr

1. http://www.rdb-ev.de/zeitung07/07-11-502-505.pdf (Das erzgebirgische Kunstgrabensystem und die Wasserkraftmaschinen für Wasserhaltung und Schachtförderung im historischen Freiberger Silberbergbau in: Ring Deutscher Bergingenieure (Hrsg.): bergbau. Nr. 11, Makossa, Gelsenkirchen November 2007, S. 502-505 (PDF-Datei; 646 KB, abgerufen am 25. April 2011).); 2013-05-20; 15:05 Uhr
2. http://shop.freiepresse.de/Freiberg; 2013-05-20; 15:05 Uhr
3. http://www.amazon.de/Herbert-Pforr/e/B001K1J8RE; 2013-05-20; 15:05 Uhr

Weitere

1. Kavernenkraftwerke im Drei-Brüder-Schacht
http://www.tu-freiberg.de/~kluge/lehrgrube/andere/dbs/; 2013-05-20; 16:00 Uhr
2. Rothschönberger Stolln; http://siebentes-lichtloch.de/
Anfragen zu Führungen: Tel. 03731 / 21 22 25 Straße der Jugend 49, 09633 Halsbrücke, Deutschland
3. Verein IV. Lichtloch des Rothschönberger Stolln e.V. Reinsberg/Sachsen
http://www.viertes-lichtloch.de/verein/start.php

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