Hamburger Welle

Benno-Geographen machen eine Hamburger Welle

Damit Geographen das Exkursieren nicht verlernen, 

müssen sie es ab und an gründlichst erproben. Also sattelten wir am 30.4.2018 unsere Rucksäcke, packten die Regenjacke ein und eroberten in drei Tagen Hamburg.

Wir verschafften uns einen Überblick über die Stadt im strahlenden Sonnenschein. Die Elbphilharmonie glänzte von innen wie von außen und zu Fuß erkundeten wir die Binnen- und Außenalster, die Alt- und Neustadt, die Landungsbrücken und den Turm des Michels. Als die Füße qualmten und der Magen in den Kniekehlen hing, verhalf uns Deutschlands älteste Austernstube, das Cölln’s, zu neuen Kräften. Zwischen 30.000 handbemalten Fliesen des 18. Jahrhunderts saßen wir und genossen allerlei Kuchen-, Kaffee- und Kakovariationen. Hm……..lecker!

Übernachten durften wir direkt neben dem St. Marien-Dom im St. Ansgar-Haus. Der Blick auf die Domschule St. Marien mit den vielen Zetteln an allen Fenstern, ließen uns die momentane Problemlage hier nur erahnen.

Fenster der Domschule St. Marien

Der Montag gehörte ganz dem Hamburger Hafen. Frau Berger, Dipl. Geographin von der Agentur Hafenkompass, empfing uns auf der Terrasse oberhalb der Landungsbrücken und nahm uns mit auf eine extrem informative Hafenführung. Sie beatwortete jede nur erdenkliche Frage und wir hätten noch Stunden so weiter machen können.

  • Warum liegt der Hafen genau hier?
  • Welche Entwicklungsstufen des Hafens gab es?
  • Wie wandelte sich der Hafen und was bringt die Zukunft?
  • Was hat der Mauerfall mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Hafens zu tun?
  • Warum ist die Erfindung des Containers von Malcon McLean annähernd so bedeutend wie die Erfindung der Dampfmaschine?
  • Wo und wie wird welches Gut umgeschlagen?
  • Wie viele Matrosen arbeiten auf den größten Containerschiffen der Welt (400 m Länge = 3 Fußballfelder!)? Und wie hart ist das Leben dieser Matrosen wirklich?

Der Blick auf die Maschinerie dieses Hafens und die Rolle im Weltmarktgetriebe prägten uns die Kehrseite der Globalisierungsmedaille eindrucksvoll und bleibend ins Gedächtnis. Wenn der Postbote bisher an unserer Haustür ein Paket mit einem Produkt aus Übersee abgab, freuten wir uns einfach nur. Doch erst nach dieser Hafenführung ist uns wirklich bewusst geworden, welcher immensen menschliche Anstrengung und vor allem welcher logistischen Meisterleistung es bedarf, dass dieses Produkt unbeschadet in rasanter Geschwindigkeit in einem Container über die Weltmeere schipperte, in einen riesigen Hafen einlief, dort punktgenau abgeladen, verladen und abtransportiert wurde. Irgendwo angekommen, wurde es wieder abgeladen, umgeladen, weitertransportiert um erneut abgeladen, auspackt, wieder neu eingepackt und am Ende, ja am Ende stand dann der Postbote damit vor der Tür. Und wir grinsten und freuten uns. Und während wir uns darüber freuten, ein besonders preisgünstiges Produkt so extrem schnell bekommen zu haben, dachten wir natürlich nicht an die Verkehrsbelastung, die Emissions- und Lärmbelastung, die Instandhaltungskosten oder gar an die Arbeitsbedingungen der Hafenarbeiter des Hamburger Hafens oder an auch nur einen Matrosen. Vielleicht denken wir beim nächsten Kauf eines Produktes aus Übersee an diese fremde, überaus wichtige Welt des Hamburger Hafens zurück, so laut, geschäftig, übergroß und rau.

An den Landungsbrücken mit Blick auf die Elbphilharmonie

Vor einem der weltweit größten Containerschiffen der Reederei MAERSC

Seemannmission im Hamburger Hafen, sogenannte Duckdalben

Vorm heiligen Ansgar

Beglückt, schlauer und natürlich bei authentischem Nieselwetter verließen wir am nächsten Morgen die Stadt im Norden mit dem Wissen, dass wir noch längst nicht alles sahen…………..

Die Benno-Geographen